Was genau ist das hier eigentlich? Ich habe keine Ahnung, ob dieses Set der puren Fantasie des Designers entspringt oder auf einer bekannten Geschichte beruht. Die Beschreibungen, die ich finden konnte, geben mir keinen Aufschluss über ein mögliches Vorbild für diesen Bau. Es soll wohl ein Palast im Himmel sein – und so sieht das Set dann irgendwie auch aus.
Unten hat Kazi mit ein paar Gebäuden eine Stadt angedeutet, oben schwebt der Tempel mit farbenfrohen Bäumen mitten in einem Gewässer. Wenn man dann an der Rückseite auf einen Knopf drückt, leuchten sogar ein paar Lampen und man bekommt eine sehr chinesisch klingende Melodie vorgespielt.
Worum geht’s bei der „Tension Balance“ von Kazi?
Den Ausdruck „Tension Balance“ möchte ich ganz grob übersetzen als „Balance durch Zugspannung“. Das Set besteht aus zwei Teilen, die nicht durch Klemmbausteine verbunden sind. Es entsteht eine optische Illusion, die so wirkt, als ob der obere Teil frei in der Luft schwebt und nur durch ein paar Schnüre am Wegfliegen gehindert wird.
Hierfür werden fünf Schnüre gespannt, von denen die kurze Schnur in der Mitte die wesentliche Last trägt und die anderen vier das Modell ausbalancieren, damit es nicht umkippt. Auf den zweiten Blick könnt ihr sicher alle gut erkennen, wie das funktioniert. Kazi ist auch nicht der einzige Hersteller, der Modelle mit diesem „Schwebetrick“ anbietet. Wer die Bautechnik spannend findet, aber mit diesem speziellen Set nicht sehr viel anfangen kann, findet sicher einige Alternativen.
Kazi gibt uns gute Klemmbausteine mit einigen Drucken
Zunächst einmal hat Kazi mir sehr gute Steine geliefert. Bis auf ein paar Ausnahmen hat alles sehr gut gepasst. Auch die Art der Teile hat mir Freude gemacht. Es gibt eine Reihe transparenter Liftarme, Pflanzen-Teile in verschiedenen Rosa- und Lila-Farbtönen, ein großes Felsen-Formteil an der Unterseite des Tempels und ein paar kleine Spezialteile, die man in dieser exakten Form nicht bei LEGO findet. Einige Teile sind außerdem in sauberer Qualität bedruckt. Das ist für mich ein großer Pluspunkt, auch wenn die Motive eher nicht meinen Geschmack treffen.
Ein paar Teile machten Probleme
Zweimal habe ich dann doch noch deutliche Schwächen bei den Kazi-Steinen bemerkt. Zuerst gab es bei den hellgrauen 1×4-Platten ein Problem mit einem Teil, dessen Noppen nur minimale Klemmkraft hatten. Ich konnte die Platten so arrangieren, dass es keine negativen Auswirkungen mehr hatte. Gut ist das aber nicht.
Beim „schwebenden“ Teil des Sets wurde es plötzlich schwierig, als ich das Dach des kleinen Gebäudes baute. Zur Verzierung sollen dort die dunkelroten Hörner in die dunkelroten Klammern gesteckt werden. Das klappte zwar am Ende, war aber mit einem sehr hohen Kraftaufwand verbunden. Ich musste mit einem Steinetrenner von oben drücken, bis beide Teile eingerastet sind. Mit bloßen Fingern hätte das vermutlich nicht ohne Verletzung geklappt. Ich hatte den Eindruck, dass der Fehler wahrscheinlich bei den zu engen Klammern liegt.
Der knifflige Teil ist die „Tension Balance“ mit fünf Schnüren
Wenn man solche kleinen Probleme überstanden hat, kommt die letzte große Herausforderung. Mit fünf Schnüren müssen beide großen Elemente des Sets verbunden werden. Mein wichtigster Tipp hierfür lautet: Anstatt eine Schnur aus dem Set zu nehmen, um die Liftarme in der Mitte zu verbinden, sucht euch lieber eine Alternative. Die Schnüre sind viel zu rutschig, als dass man an dieser Stelle gut einen stabilen Knoten hinbekommt. (Wer sich mit Knoten auskennt, wird mir vielleicht widersprechen). Bei mir hat ein Stück Paketband sehr gut funktioniert.
Der Rest ist vor allem eine Geduldsprobe. Nehmt euch Zeit, um die vier langen Schnüre auzubalancieren. Wenn er obere Teil waagerecht schwebt und die Schnüre einen gleichmäßigen Zug haben, ist alles sehr stabil. Dann kann man den oberen Teil sogar (im vernünftigen Rahmen) anstoßen, ohne dass die Schwingung etwas zum Einsturz bringt. An diesem Punkt ist die „Tension Balance“ geglückt.
Wie baut Kazi bei der „Tension Balance“ Licht und Sound ein?
Es gibt vier Leuchtsteine, von denen drei in Blau leuchten und einer in Orange. Es sind Brick Modified, 1×1-Steine mit einer Noppe an der Seite. Aus der seitlichen Noppe leuchtet es, wenn man den Stein per Kabel an den Light&Sound-Stein angeschlossen hat. Der wiederum sitzt unter der hellblauen Plattform, auf der der Tempel steht. Die Verkabelung ist im Grunde nicht schwer. Leider kann ich keine Möglichkeit erkennen, das Licht-System in einem anderen Bauwerk neu zu verwenden. Es leuchtet immer nur solange wie die Musik läuft, und die möchte ich dann auch nicht ständig wieder zu hören bekommen. Man sollte sich an dieser Stelle kein variables System wie LIGHT STAX oder beim älteren Light & Sound von LEGO erwarten.
Ein echtes Problem beim Aufbau gibt es dann aber doch noch. Bei Kazi ist wohl niemandem aufgefallen, wie die seitliche, beleuchtete Noppe an den 1×1-Steinen positioniert ist. Deshalb funktionieren an drei Stellen die Bautechniken nicht richtig. Kazi legt den Licht-Stein auf die Seite, damit die beleuchtete Noppen oben liegt. Wenn man jetzt über mehrere Noppen etwas draufsetzen will, wie es in der Bauanleitung steht, funktioniert das einfach nicht richtig. Ich wage zu behaupten, dass das bei der Produktion rechtzeitig aufgefallen wäre, hätte Kazi einen anständigen Testaufbau durchgeführt.
Review-Fazit: Toll für Teilesammler und stabiler als ich dachte
Ich wage zu behaupten, dass man an diesem Set nur schwer vorbeigucken kann. Kazi hat eine noch weniger bekannte Bauidee mit einem ungewöhnlichen Design und auffälligen Farben kombiniert. Das macht mir Spaß beim Aufbau und auch danach. Leider habe ich es danach noch geschafft, das Modell so unglücklich anzustoßen, dass es dann doch umgefallen ist. In so einem Moment kann die „Tension Balance“ ganz schnell zu Bruch gehen, obwohl grundsätzlich alles sehr stabil ist. Unterm Strich ist das Ding ist vielleicht doch nicht das Richtige für den Schreibtisch.
Ein paar Steine, die in der Qualität durchfallen, kann ich in diesem Fall sehr gut hinnehmen. Denn abgesehen davon bietet Kazi hier gute Klemmkraft. Das Set füllt zumindest aus meiner Sicht auch die Steinesammlung mit einigen weniger gebräuchlichen Farben und Formen auf.