GoBricks und Mould King zeigen ihre Fabrik – 3 Dinge fand ich dabei interessant

Logo von GoBricks und Mould King

Das kam eher überraschend für mich: Ein deutscher TV-Sender hat sich bei Mould King umgesehen. Coole Sache, dachte ich mir. Gesendet wurde der Beitrag bei Abenteuer Leben auf Kabel Eins und ein paar Kleinigkeiten fand ich wirklich interessant zu sehen. Die meiste Sendezeit ging zwar dafür drauf, zwei Männern beim halbherzigen Vergleich eines LEGO-Sets und eines Mould-King-Sets zuzusehen (für Kenner der Materie eher überhaupt nicht spannend), aber wir sehen auch ein bisschen was aus der größten Klemmbaustein-Fabrik Chinas. So sagt es jedenfalls Abenteuer Leben, und diesen Fakt halte ich für plausibel. Wer sich den TV-Beitrag ansehen möchte, kann ihn hier auf kabeleins.de abrufen.

Wir sollten aber noch kurz einordnen, was genau wir zu sehen bekommen. Denn Kabel Eins nennt leider nichts beim Namen. Selbst der Name Mould King, der ganz deutlich eingeblendet wird, kommt dem Sprecher nicht über die Lippen. Dass es sich hier nicht einfach um die Fabrik einer bestimmten Marke handelt, fällt deshalb unter den Tisch. Mould King verwendet GoBricks-Steine. Demnach sehen wir auch die GoBricks-Fabrik in Shantou. Das lässt sich mit einem Blick auf bekannte Bilder dieser Fabrik überprüfen. GoBricks-Steine gibt es einzeln zu kaufen, aber noch häufiger kommen sie in den Sets diverser chinesischer Marken vor. Dazu gehört zum Beispiel Sembo, von denen ich euch zuletzt einen Cadillac Eldorado vorgestellt hatte. Dass Mould King unter dem Dach von GoBricks beheimatet ist, hätte man deshalb schon erwarten können. Um die kurzen Ausschnitte vom Ortsbesuch in China zu verstehen, finde ich diesen Hintergrund jedenfalls hilfreich.

Die folgenden Punkte fand ich interessant, obwohl im Grunde nicht viel zu sehen war.

1. GoBricks-Steine erfüllen nicht das bekannte Negativ-Klischee

Eigentlich sollte man das nicht extra sagen müssen, aber die Herstellung von Klemmbausteinen in China hat sich zu einer sehr guten Qualität gesteigert. Vielleicht erinnern sich noch einige daran, wie es aussah, als die Polizei im Jahr 2019 eine Fabrik des berüchtigten LEGO-Kopierers Lepin ausgehoben hat. Die Bilder sahen teils so aus, als würden die Steine im untersten Keller notdürftig von Hand geschmiedet. Und für manche LEGO-Enthusiasten ist das wahrscheinlich immer noch das Bild, das man von chinesischen Produkten hat. Deshalb ist es prinzipiell gut, wenn wir nun sehen können, dass GoBricks-Steine aus einem modernen Werk kommen. Wir sehen ein ernsthaftes Business und keineswegs eine zwielichtige, halb-versteckte Raubkopierer-Höhle.

2. GoBricks/Mould King entwirft die Sets digital und zusätzlich mit „echten“ Steinen

Die zweite Beobachtung ist aus zwei Gründen interessant. Erstens geht es um einen Verdacht, den auch ich selbst bei vielen China-Herstellern habe. Zweitens verbirgt sich darin ein Tipp für alle, die selbst gerne MOCs bauen und dazu Bauanleitungen erstellen.

Was Mould King aus den GoBricks-Steinen baut, wird auch tatsächlich irgendwann in Steinen zusammengesetzt. Das glaube ich Mould King auch sofort. Das Steine-Lager, das im TV zu sehen war, wirkt dafür groß genug. Zumindest bei diesem Hersteller kann man wohl kaum behaupten, hier werde alles ausschließlich am Computer entworfen und niemand probiert den Bau später aus – auch wenn natürlich trotzdem mit digitalen Bauprogrammen gearbeitet wird. Falls sich also etwas schlecht bauen lässt, muss wohl ein Mensch diesen Mangel einfach durchgewinkt haben. Leider wird im TV nicht deutlich, ob das GoBricks-Steine-Imperium alle seine Marken aus der gleichen Werkstatt mit neuen Designs versorgt.

Und wie werden die Anleitungen erstellt? Rückwärts! Die Baustritte ergeben sich daraus, dass die Designer vom fertigen Modell nach und nach Teile entfernen. Die letzten Bauschritte entstehen also zuerst. Ein guter Tipp für alle, die gerne Bauanleitungen für eigene MOCs erstellen.

3. Beim Thema Markenrechte agiert der Steine-Hersteller ganz schamlos

Auch zu sehen war der Showroom in der Fabrik mit allerlei Sets von Mould King. Die Produktion von GoBricks und die fertigen Sets dieser speziellen Marke sind also sehr eng verbunden. Online kann man das übrigens auch erkennen, denn Mould King wird auf der Seite von GoBricks sehr offensiv beworben wird.

Wichtig war aber natürlich, welche Sets dort zu sehen waren. Kurz gesagt: Mould King hat keinen Grund gesehen, die potentiell problematischen Star-Wars-Kopien zu verstecken. Niemand kann leugnen, dass dieser Hersteller Sets auf den Markt bringt, die direkt aus diesem Film-Universum stammen. Genauso ist es ein Fakt, dass vieles davon in Deutschland legal erhältlich ist, wie auch Kabel Eins angemerkt hat. Wir haben die Situation, dass viele Bestandteile von Star Wars rechtlich schlecht geschützt sind. Wer sich diese Situation einmal genauer ansehen möchte, kann sich zum Beispiel ansehen, wie der Anbieter Modbrix bei genau diesen Markenrechten agiert hat.

Für juristische Diskussionen habe ich in der Regel wenig übrig. Mein Gefühl sagt, dass viele dieser Sets in Deutschland nicht legal sein dürften, wenn die Dinge richtig liefen. Interessant war für mich aber die Tatsache, dass Mould King sich dazu nicht vor den TV-Kameras äußern wollte. Ich vermute, dass das gesamte Geschäftsmodell mit Star Wars durch ein einziges missglücktes Statement in Gefahr geraten kann. Aber solange Mould King sich jeden Kommentar verkneift, scheinen die sichtbaren Beweise nicht ins Gewicht zu fallen. Sonst hätte man schließlich auch die Ausstellungsstücke im Showroom austauschen können. Viel Arbeit wäre das bestimmt nicht gewesen.